Grünenberg zwischen Bern und Habsburg

Vortrag von Lukas Wenger, gehalten an der Hauptversammlung des Historischen Vereins des Kantons Bern1 vom 20. Juni 1999 in Melchnau.

Zusammenfassung

Wir haben miterlebt, wie die Familien Langenstein-Grünenberg im hohen Mittelalter nicht nur Stifter und Förderer des Klosters St. Urban sind, sondern weitherum in Erscheinung treten. Dabei entstehen Beziehungen zu den höchsten Adligen im schweizerischen Raum, zu Kyburg, Savoyen und Habsburg, aber auch zu der jungen Stadt Bern, wo drei Frauen aus dem Hause Grünenberg hervorragen, allen voran die Gemahlin von Johann von Bubenberg. Mit Binzen erben die Grünenberg eine Herrschaft in der Nähe von Basel.

Nach dem Mord am habsburgischen König Albrecht I. und vor allem dann mit der gewährten Blutrache gegen die Mörder haben die Grünenberger keine Wahl, sie gehen mit Habsburg zusammen. Doch dies ist aus mehreren Gründen gar nicht schlecht: Im ganzen 14. Jahrhundert kommen die vielen Grünenberger in der verzweigten Familie weitherum zu Besitz, Einfluss und Ansehen. Und die Verbindung mit Habsburg bedeutet noch lange nicht einen Bruch mit Bern und dem westlichen Teil ihrer Ländereien.

Beim Einfall der Gugler geht die entscheidende Initiative zur Gegenwehr von Grünenberg aus, und sie stehen zwar geschwächt, aber immer noch deutlich grösser da als viele andere adlige Geschlechter: mit Gütern und Rechten weit herum und Beziehungen bis zu europäischen Fürsten- und Königshöfen.

Mit der zunehmenden Expansion Berns jedoch entsteht ein Konflikt zwischen der Stadt und der kyburgischen Partei, und im Verlauf des Burgdorferkrieges besetzen die Berner ein erstes Mal Grünenberg. Nur kurz darauf verlieren die Grünenberger die habsburgische Festung Rothenburg an die Luzerner und – zusammen mit Habsburg und seinen Verbündeten – die Schlacht bei Sempach.

Eine erneute Zuwendung zu Bern geschieht mit einem Burgrechtsvertrag – ein Grünenberger soll sogar zuweilen im Berner Rat gesessen haben –, doch schliesslich entscheidet sich der letzte Grünenberger Ritter Wilhelm für das ihm vertrautere Habsburg, verlässt Burg und Herrschaft Grünenberg und zieht nach Nordosten. Schon bald verliert er die gekaufte Festung Stein bei Rheinfelden und auch die Herrschaft Binzen in den Kriegs- und Rachewirren des Alten Zürichkrieges. Er stirbt als habsburgischer Amtmann der Stadt Rheinfelden.

Und Sie sehen, liebe Mitglieder des Historischen Vereins des Kantons Bern, dass ein Ausflug nach Melchnau, zu den Freiherren von Grünenberg, ganz schön mitten hinein in die klassische Schweizergeschichte führt!

Ich danke für Ihren Besuch bei uns und für Ihre Aufmerksamkeit.




1 Website des Historischen Vereins des Kantons Bern: http://www.hvbe.ch/. Up