Glossar

Im Beitrag über die Nationalratswahlen im Kanton Bern1 kommen Begriffe und Abkürzungen vor, die nicht immer erklärt werden. Das Glossar erläutert diese Begriffe und Abkürzungen und enthält Links zu den politischen Parteien, die im Kanton Bern vorkommen und im Atlas erwähnt werden.

Begriffe der Staatskunde

Bundesrat
Regierung der Schweiz (Exekutive), besteht aus sieben Bundesräten (Ministern), wobei eines der Mitglieder den Vorsitz hat (Bundespräsident).
Nationalrat
Volkskammer des Parlaments mit insgesamt 200 Sitzen. Die Kantone haben Sitzansprüche entsprechend ihrer Bevölkerungszahl.
Parlament
Die Legislative besteht in der Schweiz aus zwei Kammern, dem Nationalrat und dem Ständerat.
Ständerat
Parlament der Stände (Kantone). Jeder Kanton hat Anrecht auf zwei Sitze, Halbkantone auf einen Sitz. Der Ständerat besteht demnach aus 48 Abgeordneten (22 Kantone à 2 Sitze und 4 Halbkantone à 1 Sitz).
Vereinigte Bundesversammlung
Wird gebildet aus dem Nationalrat und dem Ständerat, wobei der Präsident des Nationalrats den Vorsitz führt. Sie ist insbesondere das Wahlgremium für den Bundesrat.

Parteien und ihre Abkürzungen

AP
Autopartei, zwischenzeitlich Freiheits-Partei der Schweiz (FPS).2
BGB
Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei, heute Schweizerische Volkspartei.
CVP
Christlichdemokratische Volkspartei.3 Die CVP ist aus konservativen und föderalistischen Strömungen des 19. Jahrhunderts hervorgegangen und stützt sich vor allem auf die katholische Bevölkerung. Der heutige Name besteht seit der Parteireform 1971. Gesamtschweizerisch trat die CVP erstmals 1912 unter dem Namen Katholisch-konservative Volkspartei (KK) auf. Unter dem Einfluss des linken Flügels wurde die Partei 1957 umgetauft in Konservativ-christlichsoziale Volkspartei. Sie bekennt sich weltanschaulich zum Christentum und zu einem gemässigten Konservativismus, politisch zur Demokratie und wirtschaftlich zur sozialen Marktwirtschaft. Seit der Einführung der Proporzwahlen im Nationalrat (1919) drittstärkste, seit 1987 zweitstärkste Partei mit einem Wähleranteil von 20 %. Sie stellt seit 1891 einen und seit 1919 zwei Bundesräte.
EDU
Eidgenössisch Demokratische Union.4
FDP
Freisinnig-demokratische Partei.5 Zusammenschluss der freisinnigen oder radikaldemokratischen Partei der Schweiz 1894 aus liberalen, radikalen und demokratischen Strömungen des 19. Jahrhunderts. Der Freisinn vertrat das Ideengut der Aufklärung und der Französischen Revolution und setzte sich für einen zentralistischen Einheitsstaat ein. Die Freisinnigen bekennen sich weltanschaulich zum Liberalismus, politisch zur Demokratie und zum Rechtsstaat, wirtschaftlich zur freien Marktwirtschaft. Die Freisinnigen stellten bis 1891 alle Bundesräte und besassen bis zur Einführung der Proporzwahl 1919 die absolute Mehrheit in der Bundesversammlung. 1943 verloren sie die absolute Mehrheit im Bundesrat, wo sie heute zwei Mitglieder stellen.
FP
Freiheits-Partei der Schweiz, früher und jetzt wieder Autopartei (AP).
GPS
Grüne Partei.6 Die ersten „grünen“ Gruppierungen entstanden im Welschland (NE 1971, VD 1983) und in Zürich (1983). Für die Nationalratswahlen 1983 wurde die «Föderation der Grünen Parteien in der Schweiz» gegründet, die 1986 den heutigen Namen annahm. Ihren ersten Nationalratssitz errangen die Grünen 1979 (VD). 1983 waren es drei für die Kantone ZH, VD und GE sowie ein Mandant der Freien Liste für BE.
NA
Nationale Aktion, heute Schweizer Demokraten (SD).
SD
Schweizer Demokraten, ehemals Nationale Aktion (NA).7
SP
Sozialdemokratische Partei.8 Im 19. Jahrhundert aus dem Kampf der Arbeiter und Gewerkschaftern um soziale Gerechtigkeit und Sicherheit hervorgegangen. Auf Bundeseben kam es 1888 zum Zusammenschluss der kantonalen Parteien. Die marxistische, anti-militärische Klassenkampf-Partei (Landesstreik 1918!) wandelte sich in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts zur sozialreformerischen Volkspartei. Die SP bekennt sich weltanschaulich zum demokratischen Sozialismus, wirtschaftlich zur sozialen Marktwirtschaft und politisch zur Demokratie, die sie auch auf die Wirtschaft ausdehnen möchte (Mitbestimmung und Selbstverwaltung in den Betrieben). Mit der Einführung des Proporzes 1919 wurde die SP auf Anhieb zweitstärkste Partei der Schweiz, 1931 bis 1979 war sie sogar die stärkste. 1983 wiederum zweitstärkste, sind die Sozialdemokraten seit 1987 noch drittstärkste Partei im Nationalrat. In den Bundesrat kam die SP zum ersten Mal 1943, seit 1959 stellt sie zwei Bundesräte.
SVP
Schweizerische Volkspartei, ehemals Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB).9 Entstanden 1971 durch den Zusammenschluss der früheren BGB mit der Demokratischen Partei von GR und GL. Die bernische «Bauern- und Bürgerpartei» löste sich 1918 als rechter Flügel vom Freisinn und schloss sich 1937 mit anderen Kantonalparteien zur gesamtschweizerischen BGB zusammen. Die Partei vertritt vor allem Mittelstand und Bauerntum. Sie trägt konservative, föderalistische und christliche Züge, ihre Anhänger stammen vorwiegen aus der Deutschschweiz. Die SVP bekennt sich weltanschaulich zum evangelischen Christentum, politisch zum Liberalismus, wirtschaftlich zur sozialen Marktwirtschaft. Sie will Tradition und Fortschritt miteinander verbinden. In der Bundesversammlung hinter FDP, CVP und SP viertstärkste Fraktion. Sie stellt seit 1929 einen Bundesrat, der mit Ausnahme von 1979 bis 1987 immer aus dem Kanton Bern stammt. In jüngster Zeit gespalten in einen europakritischen, traditionalistischen und teilweise fremdenfeindlichen Zürcher-Flügel sowie in einen liberaleren, fortschrittlicheren Berner-Flügel.



1 Fässler Alois (lic. phil.-hist.)/Wenger, Lukas: Nationalrats- und Grossratswahlen 1922–1995, in: Pfister, Christian (Prof. Dr.)/Egli, Hans-Rudolf (PD Dr.): Historisch-Statistischer Atlas des Kantons Bern, 1750–1995. Umwelt, Bevölkerung, Wirtschaft, Politik. Bern, 1998. 144–145. Up

2 Web: http://www.auto-partei.ch/. Up

3 Web: http://www.cvp.ch/. Up

4 Web: http://www.edu.ch/. Up

5 Web: http://www.fdp.ch/. Up

6 Web: http://www.gruene.ch/ Up

7 Web: http://www.schweizer-demokraten.ch/. Up

8 Web: http://www.sp-ps.ch/. Up

9 Web: http://www.svp.ch/. Up