Einleitung

Bei Ausgrabungen 1949 wurde auf dem Melchnauer Schlossberg ein Boden aus verzierten Tonplatten entdeckt. Der Verein Burgruine Grünenberg ermöglichte es 1997, an zwei öffentlichen Anlässen solche Bodenplatten selber herzustellen.

Neue St. Urban-Backsteine nach altem Vorbild

Von Lukas Wenger1

Die Burgruine Grünenberg auf dem Melchnauer Schlossberg weist eine einmalige Besonderheit auf: einen Plattenboden aus reliefierten St. Urban-Tonplatten aus dem späten 13. Jahrhundert. Entdeckt wurde der Plattenboden während der Ausgrabungen auf Grünenberg von Juli bis September 1949. Nach der Grabungskampagne erhielt der wertvolle Boden einen Schutzbau.

Während der Gesamtsanierung der Burgruine Grünenberg in den Jahren 1992 bis 1998 wurde der baufällige Schutzbau, Ende 40er-Jahre im Stile eines «Munitionsdepots» gebaut, 1993 durch eine moderne Holz-Glas-Kupfer-Konstruktion ersetzt. Jetzt gewährte der neue Schutzbau den Besuchern der Ruine Einblick auf den Kappellenboden. Im darauffolgenden Jahr 1994 stabilisierte ein spezialisierter Restaurator die rund 180 Tonplatten, die noch in situ erhalten sind.

Schutzbau auf der Burgruine Grünenberg

Abbildung 1: Moderner Schutzbau über dem Kapellenboden der Burgruine Grünenberg, Melchnau (Foto: Lukas Wenger).

Zwei glückliche Umstände ermöglichten es dem Verein Burgruine Grünenberg Melchnau, 1997 originalgetreue Duplikate der Grünenberg-Bodenplatten nach der mittelalterlichen Handwerkstradition herzustellen: Zum einen die Bekanntschaft mit dem Handziegler Richard Bucher, der in Basel und St. Urban das mittelalterliche Ziegler-Handwerk wieder zum Aufleben gebracht hat, zum anderen ein Nationalfonds-Projekt,das ebenfalls in St. Urban die Herstellung grossformatiger Backstein-Werkstücke im 13. Jahrhundert durch die Zisterziensermönche untersuchte.

An zwei öffentlichen Anlässen im Mai 1997 besuchten rund 100 Personen das Ziegler-Atelier in St. Urban und fertigten nach mittelalterlicher Manier Bodenplatten. Insgesamt wurden genau 100 Tonplatten geformt, mit Stempelmotiven verziert, getrocknet und im Herbst/Winter 1997/98 gebrannt. Im Folgenden sollen diese Anlässe mit dem traditionellen Handwerk und den geschichtlichen Hintergründen vorgestellt werden.




1 Text und Abbildung nach Wenger, Lukas: Neue St. Urban-Backsteine nach altem Vorbild, in: Jahrbuch des Oberaargaus, Band 41, Merkur Druck, Langenthal, 1998. 225–244. Up