Herstellung

Um Bodenplatten nach der Art der mittelalterlichen Mönche herzustellen, brauchte es eine lange Vorbereitungszeit: Gerätschaften wie die Formrahmen und der Rohstoff Ton mussten vorbereitet werden.

Die Herstellung der Bodenplatten-Duplikate

Am 17. und 24. Mai 1997 war es soweit:1 Wer sich an diesen beiden Samstagen im ehemaligen Kloster St. Urban beim Obertor einfand, durfte im Atelier des Klosterzieglers Richard Bucher – zu ihm mehr unter Handziegler – selber Bodenplatten aus Ton formen und verzieren. Bei diesen öffentlichen Anlässen des Vereins Burgruine Grünenberg Melchnau ging es darum, Tonplatten im Stil des Plattenbodens von Grünenberg nach der mittelalterlichen Handwerkskunst der Mönche von St. Urban herzustellen. Diese Tonplatten auf Grünenberg messen rund 27 Zentimeter im Quadrat und sind etwa 4,5 Zentimeter dick.

Bis es soweit war, dass die Öffentlichkeit zum «Tonplatten-Streichen» eingeladen werden konnte, brauchte es Einiges an Organisation und Vorbereitung: Ton aufbereiten, das Model für die Verzierung der Platten schnitzen, Rahmen, Bretter und weitere Werkzeuge vorbereiten – das alles dauerte insgesamt mehr als ein Jahr.

Streichform für Bodenplatten, Zeichnung: Richard Bucher

Abbildung 2: Streichform für Bodenplatten (Zeichnung: Richard Bucher).

Als Rohstoff: ein spezieller Ton

Besonders eines verlangte der Rohstoff, aus dem die Bodenplatten-Duplikate gefertigt wurden, nämlich Geduld. Der Ton stammte von einer speziellen Schicht aus der Lehmgrube der Ziegelwerke Roggwil AG. Dieser Ton wurde ein Jahr lang in einer Mulde gelagert, anschliessend mit Quarzsand vermischt – «gemagert» in der Fachsprache – und durch eine Schneckenpresse gepresst. Nach dieser langen Aufbereitung ruhte der so vorbereitete Ton nochmals einige Tage aus, bevor er verarbeitet werden konnte.

Tone sind verfestigte Gesteinsmehle, die vor allem aus Tonmineralien bestehen. Ferner enthalten sie Quarz, Feldspat, Glimmer und biogene Resten. Tonmineralien sind eine Gruppe von wasserhaltigen Aluminium-Silikaten. Ihre wesentlichen Eigenschaften verdanken sie dem Schichtgitteraufbau, man nennt sie deshalb auch Schichtsilikate. Tonmineralien enthalten als weitere Elemente Magnesium, Eisen, Natrium und Kalium. Tonmineralien sind feinstschuppig: Die einzelnen Kristalliten sind meist kleiner als 4 Mikrometer (4 μm = 0.004 mm).

Tonmineralien sind wichtige Rohstoffe für die Porzellan- und Tonwarenindustrie sowie Ziegeleien. Sie kommen gesteinsbildend vor in Tonen, Lehmen, Mergeln und Tonschiefern und entstehen beim Verwittern von Silikatgesteinen wie Feldspat, Pyroxen und Hornblende. Mit der Verwitterung rekristallisieren sie.2




1 Text und Abbildung nach Wenger, Lukas: Neue St. Urban-Backsteine nach altem Vorbild, in: Jahrbuch des Oberaargaus, Band 41, Merkur Druck, Langenthal, 1998. 226–228. Up

2 Schweizer Lexikon '91: Band 6, 279f. Up