Datenbank
Seit 1998 besteht die Genealogisch-prosopographische Datenbank über die Freiherren von Grünenberg. Sie ist online erreichbar unter http://gruenenberg.net/gruenenberg. Die Datenbank dient der weiteren Erforschung der Freiherrenfamilie von Grünenberg (12. bis 15. Jahrhundert) und all der Personen, die mit ihnen in Verbindung standen.
Die Genealogisch-prosopographische Datenbank über die Freiherren von Grünenberg enhält Biogramme zu allen bekannten Personen aus der Familie von Grünenberg. Biogramme sind Lebensbeschreibungen, die alle bekannten Handlungen und Ereignisse zu einer Person in einer chronologischen Reihenfolge zusammenstellen. Als Beispiel wird das Biogramm von Petermann I. von Grünenberg1 aufgeführt: sein Lebenslauf beginnt mit der Angabe zu seiner Geburt, die im ersten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts vermutet wird, und mit der ersten urkundlich fassbaren Handlung am 11. Februar 1329 in Basel zusammen mit seinem Vater Arnold I. von Grünenberg.2 Nach dem eigentlichen Lebensbeschrieb folgen allgemeine Angaben und sämtliche Belegstellen, gegliedert nach Quellen, Literatur und Weblinks.
Viele Funktionen
Da es sich um eine Datenbank handelt, sind sämtliche Personen verlinkt: sowohl die Eltern als auch die Ehepartner und die Kinder, darüber hinaus alle Personen, mit denen während des ganzen Lebens ein nachweislicher Kontakt bestanden hat. Über weitere Funktionen können Verwandschaftsverhältnisse dargestellt und untersucht werden: Vorfahren, Nachkommen, Cousins und mit einer Suchfunktion die Verwandtschaft zu beliebigen anderen Personen. Praktischerweise lassen sich die so aufgefundenen Ergebnisse in den gewohnten „Baumdarstellungen“ als Stammtafeln anzeigen.
Als wissenschaftliches Werkzeug werden die verwendeten Belege zitiert und in einer umfassenden Bibliographie3 zusammengestellt. Von besonderer Bedeutung für die weitere Forschung ist die Möglichkeit, Quellen vollumfänglich im originalen Wortlaut in die Datenbank einzufügen. Auch hier werden die vorkommenden Personen verlinkt. Die Datenbank wird so zum historischen Editionswerkzeug für die multimediale Onlinepublikation.
Beispiel einer Quellenedition
Im Juli 2014 wurde das Rätsel um Marquart von Grünenberg4 gelöst. Bis dahin galt diese Person mit einer Nennung im Jahr 1144 als der früheste Vertreter der Familie. Als Fragestellung aus der Sicht der Freiherren von Grünenberg hat sich im Nachhinein ergeben: eine nicht existierende Person in einer Urkunde zu finden, die es zum betreffenden Ausstellungsjahr gar nicht gibt.
Die „richtige“ Urkunde vom 8. Juli 11435 nennt unter den Zeugen jedoch keinen Vertreter aus der Familie der Grünenberg, sondern Markward II. von Grumbach6. Wie kam es zu dieser Verwechslung? Aegidius Tschudi, der „erste Schweizer Historiker“, hat im 16. Jahrhundert die betreffend Stelle in der Urkunde im Klosterarchiv von Einsiedeln falsch gelesen. Seither haben alle bisherigen Grünenberg-Forscher den Fehler abgeschrieben.
Erschwerend bei der Suche nach der betreffenden Urkunde war, dass sich der Notar bei zwei der drei Angaben zur Datierung geirrt hatte: nur das Regierungsjahr von König Konrad III. von Staufen7 ist richtig angegeben, die zwei anderen Angaben ab Christi Geburt und die Indiktion sind jedoch auf zwei unterschiedliche Arten falsch, was 1144 bzw. 1142 ergeben würde. Zusammen mit dem Itinerar des Königs war jedoch klar: in Strassburg hielt er sich im Juli 1143 auf.8 Diese Datierungsproblematik wird am Beispiel der Urkunde vom 8. Juli 11435 auch im Tutorium „Ad Fontes“10 an der Universität Zürich behandelt.11
Ergebnis: den Marquart von Grünenberg von 1144 hat es nie gegeben.
1 Geboren zwischen 1300 und 13010; gestorben zwischen dem 13. Oktober 1375 und dem 20. April 1376. Weblink: http://gruenenberg.net/gruenenberg?p=petermann;n=von+grunenberg
2 Geboren zwischen 1280 und 1284; gestorben vor dem 8. Mai 1339. Weblink: http://gruenenberg.net/gruenenberg?p=arnold;n=von+grunenberg;oc=2
3 Weblink: http://gruenenberg.net/gruenenberg?m=H;v=bibliographie.
4 Weblink: http://gruenenberg.net/gruenenberg?p=marquart;n=von+grunenberg.
5 Weblink: http://gruenenberg.net/gruenenberg?m=H;v=urkunde_1143-07-08.
6 Weblink: http://gruenenberg.net/gruenenberg?p=markward;n=von+grumbach;oc=1.
7 Weblink: http://gruenenberg.net/gruenenberg?p=konrad;n=von+staufen;oc=1.
8 Siehe Hausmann, Friedrich: Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. Neunter Band: Die Urkunden Konrads III. und seines Sohnes Heinrich. In: Monumenta Germaniea Historica, Bd. 9. Hermann Böhlaus Nachfahren, Wien, Köln & Graz, 1969: Seite 158–160, Nr. 89.
9 Weblink: http://gruenenberg.net/gruenenberg?m=H;v=urkunde_1143-07-08.
10 Die Website ist nach Registrierung frei zugänglich.
11 Website: http://www.adfontes.uzh.ch/4312.php.