Grünenberg zwischen Bern und Habsburg

Vortrag von Lukas Wenger, gehalten an der Hauptversammlung des Historischen Vereins des Kantons Bern1 vom 20. Juni 1999 in Melchnau.

Der Oberaargau und die Vorfahren – die Gegend vor 1300

Wir wollen damit beginnen, uns die Gegend des Oberaargaus im hohen Mittelalter zu vergegenwärtigen.

grafschaft burgund 12 jhIm Jahre 1032 wird die Landgrafschaft Burgund – bestehend aus den Regionen Bucheggberg, Emmental und Oberaargau (Abbildung)2 – reichsunmittelbar. Als erste Grafen sind die von Buchegg ab 1127 feststellbar, in jenem Jahr also, da die Herzöge von Zähringen das Rektorat des verwaisten Königreichs Burgund übertragen erhalten.

Die Landgrafschaft Burgund umfasst das Gebiet rechts der Aare bis zur uralten Kulturgrenze auf der ungefähren Linie vom Brienzer Rothorn zur Aare bei Murgenthal, wenig östlich von uns hier in Melchnau. Wohlgemerkt: die drei Ortschaften auf der Karte sind mehr nur zur Orientierung angegeben: das ursprünglich römische Solothurn gehört mit seiner Pfalz zum Königreich Hochburgund – links der Aare – und nicht zur Grafschaft Burgund und kommt mit dem Rektorat 1127 an die Zähringer. Die beiden zähringischen Städte Fribourg und Bern werden erst 1157 und 1191 gegründet und besitzen noch gar keine Ausstrahlung.

Die gräfliche Rechtsprechung findet an wechselnden Orten auf Landtagen statt. Zu diesen sogenannten Dingstätten der Grafschaft Burgund gehört auch Melchnau.3 Das Landgrafenamt erstreckt sich aber nicht auf die zähringischen Rechte und auf einige freie Geschlechter in der Region, darunter die Freiherren von Langenstein,4 Vorgänger der Grünenberg.

Kirchlich gehört die Grafschaft Burgund zum Bistum Konstanz. Vor Ort sicher spürbarer als der ferne Bischof war das Kloster St. Gallen mit einem reichen Grundbesitz im Langeten-Tal.




1 Website des Historischen Vereins des Kantons Bern: http://www.hvbe.ch/. Up

2 Kartenbasis: SWISS MAP 100, Reliefkarte der Schweiz, Bearbeitung: Lukas Wenger. Up

3 Jufer 1994: 116. Up

4 Feller, Richard: Geschichte Berns, Band I. Bern, 1946. Seite 13. Up