Grünenberg zwischen Bern und Habsburg

Vortrag von Lukas Wenger, gehalten an der Hauptversammlung des Historischen Vereins des Kantons Bern1 vom 20. Juni 1999 in Melchnau.

Der Oberaargau und die Vorfahren – die Vorgänger der Grünenberg

Der Ursprung der Freiherren von Grünenberg liegt im Dunkeln. Bevor die Quellen sie erwähnen, lesen wir von einem anderen Geschlecht, den Freiherren von Langenstein, deren Burg auf demselben Hügelzug gleich neben Grünenberg liegt.

1994 stammtafel langenstein

Abbildung: Stammtafel der Freiherren von Langenstein.2

Plausible Vermutungen ergeben dieses Bild: Die Familie Langenstein gehört wohl zu jenen einheimischen Geschlechtern, die sich ab etwa 1100 durch Rodungen eine ansehnliche unabhängige3 Herrschaft im heutigen Oberaargau und im Luzerner Hinterland errichten können.Ofenkachel 1732 mit den Stiftern des Klosters St. Urban Ulrich, Lütold und Werner von Langenstein, Arnold von Kapfenberg. Vor etwas mehr als 800 Jahren – 1194 – stiften Ritter Ulrich und seine beiden Brüder Werner und Lütold von Langenstein zusammen mit dem Schwager Arnold von Kapfenberg den Grund und Boden für ein Kloster der Zisterzienser: St. Urban, dem Werner und Lütold als Mönche beitreten (Abbildung: Ofenkachel von 1737 mit den vier Adligen4).

Die Herrschaft Langenstein geht nach dem Aussterben der Freiherren von Langenstein an verschiedene Erben, zum grössten Teil aber an die anscheinend eng verwandten Freiherren von Grünenberg.

Dank der archäologischen Untersuchungen seit 1992 wissen wir von einer Holzburg unter der heutigen Burgruine Grünenberg, die wohl ins 11. oder 12. Jahrhundert zu datieren ist. Lebte dort schon die Familie von Grünenberg? Wir wissen es nicht. Waren die Grünenberg mit den Langenstein so eng verwandt? Zwei Indizien sprechen dafür:

  1. die nahe Lage der beiden Burgen – es könnte sich um eine Doppelfamilie handeln
  2. die Tatsache, dass die Grünenberger nach dem Aussterben der Familie Langenstein grosse Teile der Herrschaft übernehmen

Herrschaft um 1200Als Kerngebiet dieser gemeinsamen Herrschaft stellen wir uns um das Jahr 1200 den Umkreis auf der Karte vor. Wir dürfen uns aber nicht von der Darstellung (Abbildung5) täuschen lassen: Es geht hier – wie für diese Zeit typisch – nicht um ein zusammenhängendes Territorium der Doppelfamilie Langenstein-Grünenberg. In der Region gibt es auch andere Herren und Rechtsansprüche. Auch nicht erwähnt ist auf der Karte ein umfangreicher Streubesitz der Langenstein-Grünenberg im Oberaargau, im Luzerner Hinterland und bis in die Innerschweiz – wir werden davon hören.

Wenden wir uns nun der Familie von Grünenberg zu.




1 Website des Historischen Vereins des Kantons Bern: http://www.hvbe.ch/. Up

2 Jufer 1994: Stammtafel. Up

3 Unabhängig in dem Sinne, dass sie ausserhalb der gräflichen Rechtsprechung steht. Up

4 Jufer 1994: 125, bzw. Altermatt, Alberich M./Hörsch, Waltraud/Häfliger, Alois/et al.: St. Urban 1194 – 1994. Ein ehemaliges Zisterzienser-Kloster. Benteli Verlag, Bern, 1994. Seite 19: Abbildung 14 (Foto: Markus Hochstrasser). Die Ofenkachel wurde für das Kloster St. Urban vom Hafner Daniel Meyer aus Steckborn 1732 angefertigt für eine Serie repräsentativer Öfen. Heute im Museum Blumenstein, Solothurn. Up

5 Kartenbasis: SWISS MAP 100, Landeskarte 1:100 000. Bearbeitung: Lukas Wenger Up