Rezensionen

Auf die Dissertation von Henning Wrede1 hin sind zahlreiche Rezensionen verfasst worden. Die wichtigsten werden hier – in der Reihenfolge ihres Erscheinens – zitiert und bewertet.

Weber, W.

Henning Wrede: Die spätantike Hermengalerie von Welschbillig. In: BJb 173, 1973. 557–560.

Richtig «sauer aufgestossen» zu sein scheint dem Rezensenten Wredes «kaiserliches Schloss» als Interpretationsbasis für die Hermengalerie. Damit hat Weber nun seinerseits unzulässig überspitzt: Wie er von Wredes Kaiserdomäne, einem landwirtschaftlichen Gut mit Villa, zu einem «kaiserlichen Schloss» kommt, ist unerklärlich. Berechtigte Kritik übt Weber sicher bei der Interpretation der Porticus und dann vor allem bei der Einordnung der Hermen. Es gelingt ihm nachzuweisen, dass Wrede mit seinem Stilvergleich auf wackligen Füssen steht und sich gleichsam den Boden selbst entzieht, wenn er sagt, dass «nicht ohne weiteres nach den herkömmlichen Methoden des Replikenvergleichs» beurteilt werden dürfe. Mehr Lob findet Wrede mit der Darstellung über die Porträtfiktionen des 4. Jahrhunderts; gleichwohl bleibt für Weber die Frage unklar, ob Lokalstil oder Reichskunst. Weber findet die Arbeit trotz seiner Bedenken vorbildlich und anerkennt die Sorgfältigkeit der Kataloge und die grosse Materialverarbeitung.

Kommentar: Eine gut reflektierte und damit gut begründete Rezension, die sich vorwiegend auf den archäologischen Befund konzentriert.

Wild, J. P.

H. Wrede, Die spätantike Hermengalerie von Welschbillig. In: JRS LXIII, 1973. 287–288.

Schwächer als Weber schneidet Wild als Rezensent ab: Mit Ausdrücken wie «exhaustive study», «valuable contribution», «masterly account» lobt er die Arbeit Wredes in hohen Tönen; doch er gibt nichts Handfestes für dieses Lob an.

Kommentar: Eine oberflächliche Rezension, die nicht über eine – ausschliesslich lobende – Inhaltsangabe hinausgeht.

Heintze, Helga von

H. Wrede: Die spätantike Hermengalerie von Welschbillig. In: Gymnasium 81, 1974. 212–216.

Von Heintze kritisiert besonders die Interpretation der Hermen und erweitert mit ihren Angaben das Bild beträchtlich. Sie zeigt auf, wie für einige der Hermen durchaus auch andere Ergebnisse möglich sein dürften. Vermisst werden spätantike Kopien, die Wrede nicht mit herangezogen habe. Die übrigen Ergebnisse Wredes werden recht unkritisch aufgenommen.

Kommentar: Nicht nur eine Rezension gibt hier von Heintze, sondern einen Beitrag zur Weiterarbeit mit den Hermen: Viele neuen Vergleichsstücke werden angeführt – wer sich mit dem Thema weiter beschäftigen will, kommt um ihre Anregungen nicht umhin.

Baratte, François

Henning Wrede, Die spätantike Hermengalerie von Welschbillig. In: RA, 1975. 113-117.

Eine ebenfalls eingehende Betrachtung, beleuchtet nun auch mit französischer Forschungen, unternimmt Baratte. Für ihn sind Wredes Schlüsse bei den idealplastischen Hermen, trotz einiger Details, überzeugend, während er mehr Zweifel anführt bei den neu kreierten Hermen der Welschbilliger «sculpteurs». Auch die Erklärung des ikonographischen Programms, nämlich das einer historischen Schau, findet er nicht überzeugend: Wie denn soll erklärt werden, dass auch Barbaren, die Feinde Roms, in einer Verherrlichung des Römertums Eingang gefunden hätten? Die Grundfrage lautet für ihn – und wurde von Wrede nicht ausreichend beleuchtet: War es der Zufall der Verfügbarkeit im Repertoire der Bildhauer, oder vielmehr doch eine bestimmte und durchdachte Wahl?

Baratte bedauert, dass sich Wrede nicht ganz frei von «a priori» der Arbeit angenähert habe. Trotzdem beurteilt er das Werk als «source de premier choix», wenn es um die Kunst-Erforschung des 4. Jahrhunderts geht.

Kommentar: Die längste der betrachteten Rezensionen gibt nicht unbedingt am meisten her; trotzdem müssen wohl einige Anregungen weiter berücksichtigt werden.

Gabelmann, Hans

Henning Wrede: Die spätantike Hermengalerie von Welschbillig. In: Gnomon 47, 1975. 94–97.

Gabelmann fasst in seiner Rezension das Werk Wredes zusammen, fügt dabei eigene sowie einige Überlegungen Binsfelds ein. Kritisch betrachtet er die Methode der Kopienkritik und wünscht sich dabei, dass Wrede besser von ikonographisch sicher benennbaren Köpfen ausgegangen wäre, «um sich über das Kopienverständnis der Steinmetzen weiter klarzuwerden». Wie auch von Heintze vermisst Gabelmann den Einbezug spätantiker Kopien eines Porträt-Typus. Die Betrachtung gewisser Köpfe als «Porträtfiktionen des 4. Jh.» findet er einen «echten Fortschritt».

Das zweite Kapitel ist für Gabelmann ergebnisreicher, und Lob spendet er für diese Erweiterung des Ansatzes, indem Wrede die Hermengalerie «erstmals auch vom Typus der architektonischen Form und deren Bedeutungswandel her zu begreifen lehrt.»

Kommentar: Eine gut reflektierte Rezension, die jedoch weniger Neues liefert als von Heintze oder Baratte.

Weitere Rezensionen

  • Binsfeld in: TrZ 35 (1972). 274ff.
  • Castiglione in: ActaArchHung. 25 (1973). 432-433.
  • Bastet in: BAntBeschav. 48 (1973). 228-230.
  • Garbsch in: BayVBll. 39 (1974). 221-222.
  • Vanderhoeven in: Latomus 34 (1975). 867-868.



1 Wrede, Henning: Die spätantike Hermengalerie von Welschbillig. Untersuchung zur Kunsttradition im 4. Jh. n. Chr. und zur allgemeinen Bedeutung des antiken Hermenmals. In: Römisch-germanische Forschungen, Bd. 32. Walter de Gruyter & Co., Berlin, 1972. Up