Wappen

Im Jubiläumsbuch 900 Jahre Melchnau1 kommt im Kapitel 2 Ischerhubel die Sprache auch auf die Burgergemeinde. Nach schweizerischen Gepflogenheiten umfasst die Burgergemeinde alle Heimatberechtigten eines Dorfes. Ein Abschnitt im Kapitel behandelt die Wappen solcher Burger-Familien.

Einige bekannte Wappen der Burger-Geschlechter

Die Geschlechter-Wappen für Familien, die in Melchnau heimatberechtigt sind, stützen sich – soweit sie hier wiedergegeben sind – möglichst auf Darstellungen, die im Dorf selbst verwendet wurden. Die Wappenkunde (Heraldik) geht auf eine mittelalterliche Tradition zurück: Als die schweren Panzerreiter hinter ihren Rüstungen für Freund und Feind kaum mehr zu erkennen waren, begannen sie, mit anfangs einfachen Farbmustern Schild, Helm, Rüstung und Pferd zu schmücken. Das Tragen solcher Farbzeichen war ein Königsrecht und wurde dem Ritter von seinem obersten Lehnsherr gewährt. Die Verwaltung der Wappenbilder – diese mussten ja eindeutig sein – oblag dem Herold. Um sich mit den Herolden anderer Länder zu verständigen, entwickelte sich eine genormte und eindeutige Beschreibungssprache für Wappen, die Blasonierung.

 Gemeindewappen Melchnau

Wappen der Gemeinde Melchnau, in Anlehnung an das Wappen der Freiherren von Grünenberg. Blasonierung: In Silber ein grüner schwebender Sechsberg.

Im Laufe des Mittelalters wurden die Wappenbilder aufwendiger, teils durch Heirat und Verschmelzung von Wappen, teils durch Auszeichnungen vom Lehnsherr, der seinem Vasall ein zusätzliches Element ins Wappenfeld einfügte – teils aus blosser Eitelkeit. Es entwickelte sich ein fein abgestuftes System von Auszeichnungen und Erniedrigungen, abhängig von der Plazierung und Blickrichtung der Wappenbilder und Elemente. Als Grundregel gilt: je weiter oben und je weiter rechts (vom imaginären Schildträger hinter dem Wappen aus gesehen), desto besser. Einzige Ausnahme: Wenn zwei Wappen nebeneinander stehen, wendet sich dasjenige auf der heraldisch rechten Seite aus Höflichkeit (Courtoisie) seinem Nachbarn zu, was in dem Falle nicht als Abwertung zu verstehen ist! In der nachmittelalterlichen Zeit begannen auch einfach Leute, sich Wappen zu geben. Oft stammen die Wappenbilder dann von Hauszeichen oder sind sogenannt sprechende Wappen: ein Mühlstein für den Müller.

Bösiger

FamilienWappen BösigerQuelle: Sandsteinrelief (Kartusche) am Käserstock2 in Melchnau, von Johannes Bösiger, Wirt, 1767.

Blasonierung: In Blau mit einem roten Schrägbalken über einem grünen Dreiberg eine silberne, mit einem goldenen sechszackigen Stern gekrönte Pflugschar, daneben je ein goldener Davidsstern.

Kommentar: Das originale Wappen befindet sich heraldisch rechts neben jenem der Gattin Maria Marti und dürfte deshalb als gewendet betrachtet werden (Courtoisie bei Allianzwappen). Unsere Darstellung zeigt das Wappen daher in der vermutlich ursprünglichen, nicht gewendeten Form mit dem höherwertigen (Rechts-)Schrägbalken anstelle des minderwertigen Linksschrägbalkens. Die Pflugschar gilt als Zeichen des Landmanns.3

Duppenthaler

Familienwappen DuppenthalerQuelle: Am Haus Fiechter4 1813, Oberdorf, von Melchior Duppenthaler (1790–1845); angedeutet auch am Haus Duppenthaler um 1770.

Blasonierung: In Blau über einem grünen Dreiberg eine doppelte silberne Speerspitze, bekrönt mit einer roten, in der Mitte goldenen Rose.

Kommentar: Ein weiteres Wappen wurde am 21. Mai 1963 entworfen vom Instituto araldico e genealogico in Lugano (Staatsarchiv Bern). Es zeigt in Blau eine goldene Kanne.5

Jenzer

Familienwappen JenzerQuellen: Wappenbuch der Stadt Bern, 1829; Wappenscheibe für «Ernst Jenzer zum 70. Geburtstag».

Blasonierung: In Gold auf einem grünen Dreiberg ein grünes natürliches Kleeblatt.

Kommentar: Ein weiteres, im Staatsarchiv des Kantons Bern vorhandenes Wappen, nach einem Sackstempel von 1845, zeigt in Gold eine silberne Pflugschar, oben zwei und unten eine rote Rose.

Jufer

Familienwappen JuferQuellen: Staatsarchiv Bern, nach einer Vorlage aus dem Wappenbuch von Schnitzler Bühler, um 1800.

Blasonierung: In Blau drei goldene Sterne im Dreieck angeordnet und ein liegender goldener Halbmond.

Kommentar: Zu diesem Wappen gibt es keine Hinweise im Dorf selbst.

Käser

Familienwappen KäserQuellen: Das Wappen der Melchnauer Geschlechts der Käser geht auf den Gemeindepräsidenten Jakob Käser zurück. Als Vorlage dient ein Siegel auf einer Papierurkunde vom 7. Juli 1848.

Blasonierung: In Gold ein schwarzer, über ein rotes Feuer gehängter Käsekessel.

Kommentar: Der Familienname des Melchnauer Geschlechts der Käser geht auf deren Herkunftsort zurück und bedeutet «die aus Käsershaus» (bei Leimiswil). Dieser Wohnstättenname deutet an, dass dort einmal ein Käser sein Handwerk ausgeübt hatte. Beim Wappen handelt es sich um eine Rückbesinnung an den Beruf des Käsers.

Leibundgut

Familienwappen LeibundgutQuellen: Staatsarchiv Bern, nach einer Vorlage in der Sammlung Mettler.

Blasonierung: In Rot über einem grünen Dreiberg ein Mann, oberhalb («Leib»), in silbernem Gewand, einen goldenen Geldsäckel («Gut») haltend, links ein goldener Stern.

Leuenberger

Familienwappen LeuenbergerQuellen: Wappen am früheren Löwenstock, Schmittenhubelstrasse, dazu eine farbige Wappenscheibe aus dem Jahre 1728 von Ulrich Leuenberger, Wirt und Fähnrich.

Blasonierung: In Blau ein halber steigernder Löwe über einem halben silbernen Mühlrad.

Roth

Familienwappen RothQuellen: Staatsarchiv Bern, nach einer Vorlage in der Sammlung Mettler.

Blasonierung: In Silber ein roter Balken, darüber zwei, darunter eine rote Rose mit goldenem Blütenstand und grünen Kelchblättern.

Schärer

Familienwappen SchärerQuellen: Das vorliegende Wappen wurde am 19. Mai 1969 entworfen von Erich Schäfer, Heraldische Arbeiten, Wettingen.

Blasonierung: In Rot über einem grünen Sechsberg eine silberne offene Schere.

Kommentar: Dieses Wappen weicht in zweierlei Hinsicht von den sonst üblichen Schärer-Wappen ab: Erstens wurde das altertümliche zweischenklige Schermesser des mittelalterlichen medizinischen Schärers und Barbiers durch eine moderne Schere ersetzt, und zweitens wurde anstelle des sonst meistens üblichen Dreibergs ein Sechsberg als Hinweis auf die Melchnauer Herkunft verwendet.

Schulthess

Familienwappen SchulthessQuellen: Vorlage um 1930 im Staatsarchiv Bern.

Blasonierung: In Rot zwei diagonale schwarze Schultheissenstäbe, dazwischen vier weisse Rosen mit goldenem Blütenstand und grünen Kelchblättern.

Kommentar: Der Name Schulthess geht möglicherweise auf jemanden zurück, der einst einem Schultheissen zinspflichtig war oder in dessen Diensten stand. Die Insignien des Schultheissenamts wurden ins Wappen übernommen.




1 Text und Bild nach Wenger, Lukas/et al.: Melchnau auf dem Weg. 900 Jahre Melchnau, 2000. Merkur Druck, Langenthal, 2000. Up

2 Käserstock: 63ff. (Verweis auf die entsprechende Buchseite). Up

3 Bösiger 1983: 78. Up

4 Haus Fiechter: 140 (Verweis auf die entsprechende Buchseite). Up

5 Kanne von «Duppen», «Düppen»: kleine Gefässe mit Deckel. Up