Porticus

Zusätzlich zur grossen Bassin-Anlage fanden sich in deren unmittelbaren Bereich weitere Indizien einer reichgeschmückten Wohnkultur: mehrere mit Mosaik belegte Partien sowie Säulenfragmente. Diese Befunde werden ergänzt zu einem Umgang, einer Porticus.

Befunde zum Säulenumgang am Bassin

1903 wurde beim Bau einer Wasserleitung ein Mosaikboden im Nordwesten der Piscina aufgedeckt. Parlasca datierte das Mosaik – für rot wurden zerschlagene Ziegelstücke verwendet – in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts. Ein Mosaikboden wurde auch 1882 beim Bau der Scheune Brosius 27 m südwestlich der Piscina gefunden, wie ein Pfarrer Schmitt überlieferte. Bei der Mosaikstelle von 1903 kamen zwei rechtwinklig zueinander liegende Mauerteile zum Vorschein, und auch im Garten Bruch stiess man auf ein Mauerstück, das parallel zur Stirnseite des Bassins verläuft. Zwei tuskische1 Säulenkapitelle hinter der Scheune Brosius, dazu die im Becken gefundenen Säulentrommeln, ergänzen den Befund.

Deutung der Porticus

Steinhausen folgerte, «dass wir um den Hermenweiher, wenigstens um seine westliche Hälfte, einen mit Mosaik geschmückten Umgang anzunehmen haben, der, von einer Porticus sicherlich überdacht, zur Ambulatio einladen mochte»2 (Abbildung 8: Rekonstruktion der Bassinanlage3).

Rekonstruktion der Bassinanlage mit Porticus

Rekonstruktion der Bassinanlage. Wrede 1972: 29, Abb. 7.

Wredes Rekonstruktion wird von Weber (im Bonner Jahrbuch BJb 173, 1973) zurecht kritisiert: Zum zweigeschossigen Umgang fehlen ganz einfach die archäologischen Befunde, und auch die Annahme, das Mosaik liege im Freien, ist nicht konkret festzumachen. Gabelmann berichtet 1975, indem er Binsfeld (1972) zitiert, von neueren Beobachtungen, welche bestätigen, dass die Halle nicht hinter dem Mosaikfussboden, sondern über ihm verlief.4




1 Wrede schreibt «tuskanische» Kapitelle. Vgl. dtv-Atlas zur Baukunst, Bd. 1, München, 1974, Seite 206/207: «folgen der dorischen Ordnung, aber meist mehr Profile; Säulen unkanneliert und stehen auf einer Basis.» Wrede, Henning: Die spätantike Hermengalerie von Welschbillig. Untersuchung zur Kunsttradition im 4. Jh. n. Chr. und zur allgemeinen Bedeutung des antiken Hermenmals. Reihe: Römisch-germanische Forschungen, Bd. 32. Walter de Gruyter & Co., Berlin, 1972. 24. Up

2 Steinhausen, zitiert nach Wrede 1972 (s. o. Anmerkung 1). 24. Up

3 Wrede 1972 (s. o. Anmerkung 1). Abbildung 7, Seite 29. Up

4 Gabelmann, Hans: Rezension über Henning Wrede: Die spätantike Hermengalerie von Welschbillig. In: Gnomon 47, 1975. 94–97. Up